Neue Erkenntnisse in der Therapie und Schmerzforschung führen immer wieder zu den Faszien. Diese durchziehen unseren Körper und haben einen großen Einfluss auf unser körperliches Wohlbefinden. Doch was sind eigentlich Faszien?
Grundlagen
Die medizinische Definition von Faszien lautet, dass es sich hierbei um eine derbe Hüll-Schichten aus Bindegewebe handelt, die ganze Muskelgruppen oder einzelne Muskeln umgibt und aus Elastin sowie geflechtartigen und straffen Kollagen-Fasern bestehen. Mittels der Faszien sind unsere Muskeln voneinander abgegrenzt und bewegen wir die Muskeln, so gleitet die eine Faszie über die andere. Auf der Innenseite findet sich dünnes Bindegewebe (Epimysium) und an den Enden der Muskeln vereinigen sich die Faszien mit der Muskelsehne. Anders als die Muskulatur bzw. das Muskelgewebe, besitzen Faszien passive und elastische Strukturen, die den Muskeln Festigkeit und Form, aber auch ihre Elastizität geben. Dabei sind sie aber auch enorm reißfest. Meist sind sie nur wenige Millimeter dick, jedoch halten sie eine Zugkraft von über 60 Kilogramme aus.
Früher wurde das weiße Geflecht für bloßes Füllmaterial gehalten und die Faszien erhielten wenig Beachtung. Doch diese Annahme ist alt und überholt. Mittlerweile ist den Forschern klar geworden, dass sie viele Funktionen besitzen und eine entscheidende Bedeutung haben. So sind sie nicht nur ein eigenständiges Organ, das den gesamten Körper formt und stützt, sondern sie besitzen auch unzählige Schmerz- und Bewegungssensoren sowie Nervenendigungen, weshalb sie auch als „Sinnesorgan“ bezeichnet werden können. Faszien sind sogar in der Lage, sich selbst zusammenzuziehen. Außerdem übernehmen sie die Kraftübertragung von einem Muskel zum anderen Muskel.
Aufgrund der zahlreichen Sensoren auf den Faszien werden diese zu einem wichtigen Organ der Körperwahrnehmungen, was sich nicht nur unser Immunsystem, sondern auch auf unsere Psyche auswirken kann. Dank der hohen Wasserbindefähigkeit dient das Fasziengewebe als körpereigener Wasserspeicher. Zudem ist das Gewebe auch an der Abwehrfunktion unseres Körpers maßgeblich beteiligt, denn zum einen bildet es eine wichtige Barriere, die den Fremdkörpern das Eindringen enorm erschwert und zum anderen finden sich „Fresszellen“ im Gewebe, die Gewebetrümmer und Mikroorganismen enzymatisch auflösen können.
Fasziengewebe als Verschiebeschicht
Das Fasziengewebe sorgt dafür, dass sämtliche Körperteile und Organe an ihrem Platz bleiben. Andernfalls würden sie durch den Körper purzeln und nach unten fallen. Demzufolge sind Faszien das, was unser Innerstes zusammenhält und jedes Organ umgeben. Das Fasziengewebe überhaupt ermöglicht es auch, dass Organe ihre eigentliche Position bei Bedarf verschieben können. Dies ist eine elementare Voraussetzung dafür, dass zum Beispiel das Atmen möglich ist, indem sich die Lungen dank des Fasziengewebes ausdehnen können. In der Schwangerschaft werden Organe verschoben, denn nur so hat das Baby auch genug Platz. Geschädigt werden die Organe dabei nicht, da die Bindegewebsstruktur diese schützt. Sie werden weder gegenseitig gequetscht noch reiben sie aneinander.
Faszien-Arten
Faszien werden in die folgenden Typen eingeteilt:
- Typ eins ist die oberflächliche Faszie. Diese bestehen aus Fettgewebe und lockerem Fasziengewebe, liegen im Unterhautgewebe und verbinden die Organe miteinander. Zudem speichern sie Fett und Wasser. Zusätzlich dienen sie auch als Puffer und ermöglichen so die Verschiebbarkeit verschiedener Organe.
- Tiefe Faszien besitzen die meisten Fasern und umhüllen die Knochen, Muskeln, Muskelfleisch und Gelenke. Sie dienen quasi als Stoßdämpfer. In den Muskeln finden sich ebenfalls tiefe Faszien, die die einzelnen Muskelfasern voneinander trennen, wodurch sie nicht aneinander reiben können. Darüber hinaus gehören zu diesen Faszien unter anderem auch die Bänder, Sehnen, Sehnenplatten, Organkapseln, Schulter-Gelenk, Knie-Kapseln und Gelenkkapseln. Ausgestattet mit sensorischen Rezeptoren reagieren die tiefen Faszien auf chemische, mechanische Reize und Temperaturschwankungen. Gleichzeitig befinden sich in dem Gewebe auch periphere Nervenenden, die außerhalb des Rückenmarks und Gehirns liegen. Aus diesem Grund weisen Faszien zahlreiche Schmerzrezeptoren auf, die auf die Nerven und Verletzungen reagieren.
- Viszerale Faszien sind für die Einbettung und auch Aufhängung der Organe zuständig. Zum Schutz sind alle Organe mit einer doppelten Faszienschicht umhüllt. Deshalb zählen zu den viszeralen Faszien auch der Herzbeutel des Herzens, die Hirnhaut des Gehirns, das Bauchfell sowie das Brustfell der Lunge. Sie schützen alle unsere Organe.
Verklebungen und Verhärtungen der Faszien
Faszien können verkleben, sodass sie ihre Gleitfähigkeit und Verschiebbarkeit verlieren und in Folge dessen das allgemeine Befinden beeinträchtigen können. Durchs Fasziengewebe führen Blutgefäße und Lymphgefäße. Dabei werden mithilfe der Lymphflüssigkeit Nährstoffe zu den Zellen gebracht und gleichzeitig Schadstoffe und Stoffwechselabfallstoffe abtransportiert. Dabei findet der Lymphfluss nur durch die Muskelbewegungen statt, weshalb das Lymphsystem auf die Muskelaktivitäten angewiesen ist. Sollte zum Beispiel eine lang anhaltende Muskelverspannung bestehen, so kann der Lymphfluss im betreffenden Bereich (z. B. Nacken, Schulter oder Rücken) beeinträchtigt werden. Da die Lymphe unter anderem auch das sogenannte Fibrinogen (Blutgerinnungsfaktor) bewegen, kann es zu einem Problem kommen und den Körper belasten. Normalerweise liegt das Fibrinogen in der Lymphe gelöst vor. Kommt es zu einem Lymphstau bzw. funktioniert der Stoffaustausch nicht mehr richtig, vermehrt sich das Fibrinogen im Gewebe und wird zu Fibrin mithilfe von weiteren Substanzen abgebaut. Fibrin ist eine Art „Klebstoff“, der beispielsweise Wunden verschließen und heilen kann. Jedoch ist keine Wunde vorhanden, weshalb stattdessen das Fasziengewebe verklebt wird.
Verklebte Faszien führen dann zu verschiedenen Problematiken. Durch den Verlust der Flexibilität und der Zugkraft wird die Bewegungsfähigkeit der betroffenen Bereiche erheblich eingeschränkt. Zudem können die durch den Gewebebereich führenden Nerven gequetscht werden, was unangenehme Schmerzen auslösen kann. Es handelt sich hierbei um undefinierbare Schmerzen, die auch nicht mithilfe eines bildgebenden Röntgenbildes belegt werden können. Die Medizin geht davon aus, dass bei Rückenschmerzen nur in 20 Prozent aller Fälle die Bandscheiben oder Wirbel für die Schmerzen verantwortlich sind. Die restlichen 80 Prozent haben andere Ursachen, wie zum Beispiel verklebte Faszien.
Generell weisen ältere Menschen gegenüber den Jüngeren einen niedrigeren Flüssigkeitsanteil im Körper auf, worunter auch das Fasziengewebe leidet. Das vorher noch ausgeglichene Verhältnis der Körperflüssigkeit zwischen den wässrigen und faserigen Anteilen verschiebt sich entsprechend, weshalb die Faszien bei älteren Menschen oftmals hauptsächlich aus unflexiblen und Kollagenfasern bestehen. Hingegen zeigen die Faszien junger Menschen in der Regel deutliche Scherengitter-Ausrichtungen der Kollagenfasern. Mit zunehmendem Alter verändert sich die räumliche Faszienstruktur. Normalerweise sind sie rautenförmig, doch mit der Veränderung der Flüssigkeitsanteile werden sie zu einem verknoteten Wollknäuel und wachsen ineinander. Das hat zur Folge, dass die Faszien an den Ecken und Enden miteinander verkleben und verdicken.
Die Bewegungsfähigkeit der Muskeln wird hierdurch immer mehr eingeschränkt, und wenn sich das Gewebe gänzlich verhärtet, wird das Strecken und Beugen der Gelenke (z. B. bei Kniebeugen) schmerzhaft.
Folgen der Verhärtungen, Verklebung und Verfilzung
Das Fasziengewebe umspannt den gesamten Organismus, sodass es eine Frage der Zeit ist, wann auch die Organe von den Verklebungen und Verhärtungen ebenfalls betroffen sind. Eine starre Außenhülle behindert die Organe, wichtige Nährstoffe aufzunehmen sowie Schadstoffe und Bakterien abzugeben. Ebenfalls werden die Blutzufuhr und somit auch die Sauerstoffversorgung erschwert. Infolge dessen kann die Lebenskraft der Organe permanent nachlassen. All das geschieht weniger als Folge des zunehmenden Alters, sondern vielmehr als Folge des Flüssigkeitsmangels sowie der verhärteten und verklebten Faszien.
Bei älteren Menschen und auch bei Diabetes-Patienten zieht sich das Fasziengewebe im Gehirn aufgrund des Mangels an Flüssigkeit immer weiter zusammen, wodurch der Zwischenraum zwischen Gehirn und Schädelknochen größer wird. Sollte es zu einem Sturz kommen, stößt das Gehirn gegen die Schädeldecke aufgrund des großen Zwischenraumes. Infolge dessen tritt ein Schädel-Hirn-Trauma auf, das unter Umständen zu schweren Hirnverletzungen, weiteren Krankheiten und Leiden führen kann.
Neben dem Verkleben und Verhärten der Faszien kann es auch durchaus zu Verletzungen kommen. Beispielsweise führen Überdehnungen durch Fehlhaltungen oder übertriebene Sportaktivitäten zu Schädigungen in den Kollagenfasern der Faszien. So kann ein scheinbar harmloser Muskelkater bereits zu feinen Rissen in den Faszien führen, worauf der Körper in der Regel mit Entzündungsprozessen reagiert.
Weitaus schlimmer wird es bei Muskelzerrungen oder Faserrissen, die sich oft Sportler zuziehen. Auch hierbei handelt es sich um Verletzungen des Fasziengewebes, deren Heilung jedoch wesentlich länger dauert, als bei einem Muskelkater.
Feinde der Faszien: Stress, Bewegungsmangel und Übersäuerung
Damit die Faszienstruktur stabil und geschmeidig bleiben, braucht sie Bewegung. Ein Mangel an Bewegung führt automatisch zu Veränderungen des Fasziengewebes. Es verklebt, verhärtet und verfilzt. Wer hauptsächlich einem sitzenden Beruf (Bürojob) nachgeht, wird diese Veränderungen mit der Zeit in Form von Rücken-, Nacken- oder Schulterschmerzen zu spüren kriegen. Häufig wird die Situation dann noch durch die Schonhaltung verschlimmert, die der Betroffene automatisch einnimmt und ggf. eine gebeugte Silhouette zeigt. Die veränderte Haltung führt dann an anderen Stellen zu einer Überbelastung. Schmerzen werden ausgelöst. Zu den weiteren Auswirkungen gehört auch, dass die Beweglichkeit enorm eingeschränkt wird.
Neben dem Mangel an Bewegung wirkt sich aber auch dauerhafter Stress negativ auf die Faszien-Spannung aus. Gerät der Körper in Stresssituationen, schüttet er spezielle Hormone und den einen oder anderen Botenstoff aus und die Faszien spannen sich an. Wir fühlen uns innerlich im Geist und Körper nicht mehr frei, auch wenn die Muskeln nicht in diesen Prozess involviert sind. Lässt der Stress wieder nach, entspannen sich die Faszien wieder. Wenn der Stress aber anhaltend und chronisch wird, so bleiben auch die Faszien dauerhaft angespannt. Hierdurch verlieren sie mit der Zeit ihre Flexibilität und verhärten.
Problematisch ist aber auch eine Übersäuerung des Körpers, wenn das Verhältnis bzw. die Balance zwischen Säuren und Basen gestört ist. Die Ursache kann eine unausgewogene und ungesunde Ernährung sein, aber auch psychischer Stress führt zu einer Übersäuerung. Das Zuviel an der Säure schadet auf Dauer der Gesundheit und somit auch dem Bindegewebe. In einem übersäuerten Körpermilieu verliert das Fasziengewebe die Flexibilität und der Blut- und Lymph-Fluss wird beeinträchtigt. Daraufhin kann es zu Entzündungen im ganzen Körper kommen, und ist erst einmal etwas entzündet, so braucht es seine Zeit, bis es wieder abheilt. Ebenso werden die von Faszien umhüllten Nerven gereizt durch den Säureüberschuss, sodass es zu undefinierbaren Beschwerden kommt. Auf dieser Grundlage ist es also besonders wichtig, auf die Faszien Acht zu geben.
Neueste Erkenntnisse aus der Faszienforschung
Die Faszienforschung ist derzeit eines der faszinierendsten und interessantesten Felder in der Medizin und Alternativmedizin. Einer, der die Faszienforschung in besonderem Maße vorangetrieben hat, ist Dr. Robert Schleip, der eine „Leidenschaft“ für Faszien hegt.
Patienten mit dem Beschwerdebild „Rückenschmerz“ konnte er schon oft in den letzten dreißig Jahren mit dem sogenannten Rolfing, einer speziellen Massage für das Bindegewebe, helfen. Seine Ausbildung zum Feldenkrais-Lehrer und Certified-Advanced-Rolfer schloss er zwischen den Jahren 1977 und 1987 ab. Dann ging er eine Partnerschaft mit der European Rolfing Association ein und ist heute der dortige Forschungsdirektor. Zudem ist er im Beirat des Faszienfitness-Verbandes.
Der Humanbiologe, Neurophysiologe, Heilpraktiker und Diplom-Psychologe wollte mehr über die Faszien wissen, weshalb er in Biologie (Humanbiologie) promovierte und als nächstes in die Forschung ging. An der Universität Ulm untersuchte der Faszienforscher mit seiner Faszienforschungsgruppe (u.a. bestehend aus Dr. Heike Jäger und dem Forscher Dr. Werner Klingler) die Reaktionen des Bindegewebes auf Stressbotenstoffe und tat sich mit internationalen Faszienforschern zusammen. Gemeinsam fanden sie wissenschaftlich heraus, dass Faszien verfilzen, verhärten, wuchern und zu Schmerzen führen können. Sämtliche Forschungsergebnisse anhand der wissenschaftlichen Studien können auf der Internetseite von Schleip nachgelesen werden. Diese bestätigen die therapeutische Wirkung durch die Anwendung der manuellen Faszienrollen. Darüber hinaus ist Schleip auch Autor und Herausgeber vieler Fachpublikationen (z. B. Zeitschrift Osteopathische Medizin u.a. Heft 1/2003).
Als Direktor der Fascia Research Group (Division of Neurophysiology) an der Uni Ulm, leitet der Therapeut heute weitere Studie. Dabei stehen die Faszien im Zentrum der Aufmerksamkeit. Darüber hinaus war er Co-Initiator des ersten Fascia Research Congress an der Harvard Med. School in Boston sowie den nachfolgenden Kongressen. Nachdem Schleip die anwesenden Therapeuten überzeugen konnte, ist die Faszientherapie zu einem festen Bestandteil der Osteopathie, Physiotherapie und Schmerztherapie sowie bei vielen anderen Therapeuten geworden. Mittlerweile konnten schon viele Schmerzpatienten dank der intensiven Erforschung große Erfolge mit der Fascial-Fitness erzielen.
Ein weiterer „Vorantreiber“ der Faszienforschung ist der Schweizer Jürgen Dürr, der im Jahr 2007 die Marke BLACKROLL entwickelte und diese in der Schweiz produziert. Nachdem er damals der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit dem Trainer Jürgen Klinsmann beim Training zugeschaut hatte, bei dem die Fußballspieler ihre Muskeln mit aus den USA stammenden weißen Rollen bearbeiteten, bekam er die Idee für die Faszien-Rollen. Zwar gab es bereits unterschiedliche Produkte zur Selbstmassage, wie zum Beispiel die Foamroll, jedoch konnte keines dieser Geräte den Qualitätsansprüchen gerecht werden. Zudem fanden sich in einigen Produkten auch potenziell krebserregende polizyklische aromatische Kohlenstoffe (PAK). Mit der BLACKROLL, einer speziellen Rolle, konnte Dürr diese hübsche Lücke der Märkte schließen.
Seit her steigt der Beliebtheitsgrad der Rolle und es ist eine richtige Industrie entstanden. Inzwischen gibt es zahlreiche verschiedene Ausführungen – von weichen bis zu harten Rollen, mit extra Noppen oder ohne Noppen, mit Rillen oder Erhebungen, was Sie aber nicht falsch verstehen oder bewerten dürfen. Das Ganze hat nichts mit Erotik-Artikeln o.ä. zu tun. Vielmehr helfen die Noppen dabei, noch tiefer das Gewebe bearbeiten zu können.
Im Übrigen behandeln auch heute noch viele Fußballspieler aus der Bundesliga oder anderen Ligen sowie Hochleistungssportler (z. B. aus dem Basketball, Handball etc.) ihren Körper mit der bekannten Schaumstoffrolle.
Im Jahr 2009 erhielt die BLACKROLL beim größten Physiotherapeuten-Kongress den Physiopreis des Thieme Verlages „Angebot mit dem größten Nutzen für die Zielgruppe“. Schnell erkannten Experten aus Medizin und Sport sowie Ärzte die Vorteile und bereits nach kurzer Zeit kam es zu einem regelrechten Hype um das Sportgerät, der bis heute ungebrochen ist.
Übersicht: Vorteile und Stärken der Faszienrolle
- verbesserte Mobilität
- verbesserte Regeneration
- Senkung des Verletzungsrisikos
- Stärkung des Bindegewebes und der Struktur/Verbesserung der Stabilität
- Lösen von Verspannungen
- Vorbeugung gegen Schmerzen
Kritiker der Faszientheorie
Es gibt aber auch Kritiker, die noch nicht von dem neuen Faszientrend überzeugt sind. Hierzu gehört zum Beispiel der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sportfachhochschule in Köln, der nur wenig übrig hat für die Faszienrolle. Auf dem Standpunkt, dass wir als ganzes System funktionieren und nicht nur als Faszie, sagte er, dass das Bindegewebe kein eigenes Trainingsprogramm benötigt. Weiter behauptet Froböse, dass jemand, der seine flexiblen Muskeln dynamisch dehnt, keine Probleme mit dem Fasziengewebe bekommt. Voraussetzung hierfür sind natürlich regelmäßige sportliche Aktivitäten. Vom gezielten Faszientraining, bei dem es in der Regel um federnde und schwingende Bewegungen geht, hält der Universitätsprofessor nichts. Vielmehr gehe es darum, den Körper ganzheitlich zu trainieren und nicht auf einer Schaumstoffrolle hin und her zu rollen, erklärt Froböse. Zudem ist er der Meinung, dass ein Masseur wesentlich tiefer in das Gewebe massiert. Weiter diskutieren oder kommentieren möchten wir dies nicht, da es weder wissenschaftliche Beweise dafür oder dagegen gibt.
Befürworter der Faszientheorie
Ein Befürworter des Faszientrainings ist hingegen der Wissenschaftler Prof. Siegfried Mense, der an der medizinischen Fakultät Mannheim der Uni Heidelberg die Entstehung von Rückenschmerzen erforscht. In Deutschland sind Rückenprobleme längst eine Volkskrankheit und viel zu oft greifen wir zu dem einen oder anderen Schmerzmittel oder anderen Tabletten, anstatt sinnvolle Alternativen zu suchen. Zudem meint Mense, dass seiner Meinung nach unspezifische chronische Rückenprobleme viel zu schnell operiert werden und die Erfolgsquote gering ist. Auch wenn eine Veränderung an der Wirbelsäule nachgewiesen werden kann, so ist nicht unbedingt der Gang in eine Klinik und eine Operation erforderlich, sagt Mense.
Der Privatdozent und Pathophysiologe am Uniklinikum Jena Dr. Christoph Anders untersucht Betroffene mit chronischen Rückenschmerzen. Während sie sich mit Elektroden auf einem Laufband bewegen, misst er die Muskelspannung. Hierdurch will er herausfinden, wie die Rumpfmuskulatur funktioniert. Viele Fragen sind noch immer ungeklärt. So sind zum Beispiel Schmerzen oftmals kein Kraftproblem, sondern vielmehr eines der Koordination zwischen verschiedenen Körperpartien. Das heißt, ein starker Rücken hilft alleine wenig, wenn die anderen Körperpartien wie der Rumpf nicht ebenso stark sind. Entdecken konnte Anders, dass die Muskeln von Schmerzpatienten ganz anders reagieren, als die von gesunden Menschen. Warum das so ist, kann noch nicht klar genannt werden. Vermutlich ist das Zusammenspiel von Muskel und Faszie gestört. Wenn der Muskel in einer Zwangshaltung immer wieder angespannt wird, schwillt dieser an und die Faszie im Muskel bleibt fest. In Folge dessen steigt der Druck im Inneren des Muskels. Zudem kommt es zu einer schlechten Durchblutung und der Muskel kann nicht mehr mit dem Muskelnährstoff ATP versorgt werden, sodass eine Entspannung unmöglich wird. Daraufhin entsteht eine Verhärtung. Um diesen Vorgang abbrechen zu können, müsste der Komplex aus Faszie und Muskel wieder aktiviert werden. Die Bewertung von Anders ist noch nicht wissenschaftlich belegt, jedoch will er in Zukunft diesen Zusammenhang näher untersuchen.
Interessanter Weise beschäftigt sich jetzt auch die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit der Fasziengesundheit und dem Zusammenhang zwischen Faszien und Schmerzen. Prof. Dr. med. Stefan Knopp und sein Forscherteam gehen davon aus, dass Funktionsstörungen und Schmerzen des Bewegungsapparates in der heutigen Zeit ein bedeutsames Krankheitsbild darstellt. Oftmals kann ein Zahnarzt trotz stärkster Symptome wie Schmerzen keine Ursache finden. Jedoch bedeutet dies nicht, dass er etwas übersehen hat, denn Zahnschmerzen können durch Faszien und Muskeln verursacht werden. Verschiedene Faszientriggerpunkte strahlen in bestimmte Zähne aus und können einen Zahnschmerz vortäuschen.
Faszien in den Medien
In den Medien und der Netzwelt wird sehr viel über das Thema Faszien berichtet. Erst kürzlich lief im SWR Fernsehen Rheinland-Pfalz die Sendung „Neuer Trainings-Trend: Faszien gezielt aufbauen“ und auf WDR die Sendung Quarks & Co. mit dem Thema geheimnisvolle Faszien (u.a. mit dem Sporttherapeut und -wissenschaftler Henning Hahn). In der Mediathek der Fernsehsender (z. B. SWR, ARD, WDR etc.) findet sich der eine oder andere interessante Beitrag und interessante Reportagen.
Darüber hinaus gibt es beispielsweise hier weitere interessante Beiträge in verschiedenen Magazinen. Diese können auch alle ohne ein Abo gelesen werden:
- Magazin: Spiegel Online Gesundheit, Rubrik Panorama, Wissenschaft und Freizeit, Überschrift: Faszien-Yoga: Dehnen federn, schwingen
- Magazin: Online Focus, Rubrik „gesund Leben“, Thema: Faszienfitness (2016), Abnehmen: Fit durch Faszientraining oder Neue Hoffnung im Kampf gegen undefinierbare Schmerzen
- Magazin Fit for Fun, Menü Workout, Titel: Faszien-Pilates und Zumba sowie Cellulite-Workout und Yoga Vidya Stil (alte Yoga-Tradition)
Aber auch Zeitungen, die sich eigentlich mehr auf die Themen Wirtschaft, Politik, Finanzen und Versicherung, Börse, Verkehr und Auto & Weltgeschehen interessieren, haben das Thema aufgegriffen:
- Süddeutsche Zeitung, Rubrik Gesundheit, Thema: (dpa) Faszientraining ist im Trend
- Zeit Online, Rubrik Wissen, Thema: Ein elastisches Versprechen
- NDR Online, Rubrik Gesundheit, Thema u.a.: Welche Anzeichen sind typisch für Faszienprobleme?
Auch in der Frankfurter Allgemeine (FAZ) finden sich viele Beiträge in den Rubriken Feuilleton, Sport, Medizin & Ernährung. Des Weiteren gibt es auch immer wieder Sendungen im Rundfunk und Radio (z. B. Radioprogramm WDR, Energy Rhein-Main, SWR1 Baden-Württemberg oder Norddeutscher Rundfunk), die Sie nicht verpassen sollten.
Noch viel mehr Informationen darüber, wie Faszien unsere Gesundheit beeinflussen, finden sich natürlich im Internet-Netz, angefangen bei dem einen oder anderen Podcast, Blogs, einem Multimedia-Video zum Download oder andere Mediadaten (z. B. App im Sparpaket für Apple-iOS- oder Android-Mobil-Geräte). Hier geht es hauptsächlich um ganzheitliche Trainingsmethoden und Übungen mit der Rolle, um die Muskelhülle zu kräftigen und beweglicher zu machen sowie die Leistungsfähigkeit zu steigern. Diese wird gedehnt (Stretching) und trainiert, oftmals auch in Verbindung mit dem Muskeltraining.
Tipp: Es gibt sehr viele Gewinnspiele und das eine oder andere Quiz, bei dem Sie Gutscheine für Faszienrollen gewinnen können. Neben einem Gutschein, können auch direkt Massagerollen von unterschiedlichen Herstellern gewonnen werden. Es lohnt durchaus, sich ab und zu mal in den Medien schlau zu machen.
Tipps für die Fasziengesundheit
Training
Das Fasziengewebe lässt sich sehr gut trainieren und sollte nicht vernachlässigt werden, damit es elastisch bleibt. Das regelmäßige Training sorgt dafür, dass die Bindegewebszellen angeregt werden, um alte Kollagenfasern durch neue zu ersetzen. Der Körper wird besser durchblutet, sodass er optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Alle Übungsprogramme können bequem zu Hause durchgeführt werden. Der Gang ins Fitnessstudio ist nicht erforderlich.
Die Massagerolle bietet eine enorme Übungsvielfalt und kann im Liegen, Sitzen, Stehen sowie an der Wand angewendet werden. Die Technik ist leicht zu erlernen und es lassen sich nahezu alle Körperteile, wie zum Beispiel Kreuz, Fuß, Oberschenkel, Arme, Gesäß, problemlos massieren.
Hinweise und Tipps zur Anwendung der Faszienrolle:
- Wenn Sie unter chronischen Krankheiten leiden oder sich nicht sicher sind, ob das Faszientraining das Richtige für Sie ist, dann lassen Sie sich von einem Arzt vorab untersuchen oder lassen Sie einen Check-up bei einem Physiotherapeut durchführen.
- Informieren Sie sich hier auf der Seite über eine geeignete Rolle, die Ihren Bedürfnissen gerecht wird. Alle Faszienrollen wurden einem Test unterzogen. Sehen Sie sich unseren Vergleich und Ratgeber an. Das wird Ihnen die Wahl erleichtern.
- Ziehen Sie bequeme Kleidung an, bevor es mit dem Training losgeht und sorgen Sie für Barrierefreiheit. (Rat: Wenn Sie möchten, sorgen Sie für ein wenig Unterhaltung bzw. Musik (z. B. leichte Meditationsmusik, angenehme Chor-Musik oder auch Roger Cicero; je nach Ihren persönlichen Bedürfnissen).
- Rollen oder Gleiten Sie niemals einfach so drauf los. Das ist wenig effektiv und es können durch Fehler bzw. eine falsche Anwendung Schmerzen entstehen.
- Beschäftigen Sie sich intensiv mit den unterschiedlichen Übungen und führen Sie diese sauber aus. Sie müssen Ihren Körper immer anspannen. Denken Sie dabei an gespannte Gummibänder und lernen Sie die innere Dimension der unterschiedlichen Bewegungen langsam kennen. Stimulieren Sie die Achtsamkeit und verbessern Sie Ihre Körperwahrnehmung, weshalb sie min. 15 Minuten mit der Rolle üben sollten. Es ist ein bisschen wie beim Sudoku – hat man den Dreh einmal raus, geht es wie von selbst. Es gibt keine komplizierte Formel und Sie brauchen keinen Rechner. Je regelmäßiger sie üben, desto mehr fühlen Sie sich nach dem Training besser, fitter und jünger. Mit der Zeit werden Sie merken, dass das Training wahre Wunder vollbringen kann.
- Rollen Sie nie über den Bauch, Knochen oder Gelenke.
- Die Faszienrolle dient als Ergänzung und ersetzt keinesfalls die sportliche Bewegung. Eine hervorragende Ergänzung ist das klassische Krafttraining, Gymnastik oder Ausdauersport mit Joggen, Hüpfen, Springen, Laufen oder was Sie sonst bevorzugen. Optional können Sie auch entsprechende Kurse in einem Fitness-Studio (z. B. Shaping-Kurse) besuchen.
Tipp: Das Körper- und Bewegungsprogramm Pilates eignet sich besonders gut, um die Ausdauer, Leistung, Fitness und gleichzeitig die Faszien zu trainieren. Entwickelt wurde das Programm von Joseph Hubert Pilates. Als Kriegsgefangener im Ersten Weltkrieg hielt Pilates sich und seine Mitgefangenen mit unterschiedlichen Übungen fit. Dank dem Mann sollen viele Mitgefangene und Flüchtlinge die große Grippe-Epidemie überstanden haben. Später entwickelte er dann seine Methode in Richtung Rehabilitation und Heilgymnastik. Ursprünglich stammt Pilates aus Mönchengladbach. Seine Reise führte ihn dann nach England und irgendwann fuhr bzw. emigrierte er in die USA. Heute ist Pilates überall auf der Welt bekannt und gehört zu den empfohlenen Übungsprogrammen, um sich körperlich und geistig fit zu halten. Insbesondere für Einsteiger und Anfänger ist Pilates empfehlenswert.
Entsäuerung
Um dem Fasziengewebe das bestmögliche Milieu zu bieten und damit es regenerieren kann, ist eine Entsäuerung des Körpers ratsam. Hilfreich ist hier eine überwiegend basische Ernährung. Von der erhöhten Zufuhr basischer Lebensmittel sowie das Abschicken bzw. den Abtransport überschüssiger Säuren, profitiert der ganze Organismus. Dabei gehören zu den basischen Lebensmitteln beispielsweise Spinat, Kartoffeln, Brokkoli, Avocados, Nüsse und Buchweizen sowie Quinoa. Mit tierischen Produkten sollte man vorsichtig umgehen und eher darauf verzichten. Viele Verbraucher schwören auch auf basische Ganzkörper- oder Fußbäder.
Nahrungsergänzungsmittel
Unter Umständen kann es sinnvoll sein, die basische Ernährung mit Nahrungsergänzungsmitteln zu unterstützen. Hierzu gehören zum Beispiel Vitamin-C, D und K sowie Aminosäuren (Proteine) und organisches Bio-Silizium.
Ausreichend Schlaf
Dr. Schleip, der schon lange in der Thematik forscht, hat herausgefunden, dass sich ein hoher Stresspegel auf die Gewebespannung auswirken kann. In einem Interview gab er hierzu die Erklärung ab, dass im Zustand des Schlafens das Wachstumshormon STH gebildet wird, was wiederum auch für das Faszienwachstum wichtig sei. Am besten ist es also, wenn auf einen gesunden und ausreichenden Schlaf geachtet wird.
Die Behandlung des Bindegewebes bzw. die Aktivierung kann unter anderem bei folgenden Beschwerden helfen:
- Bewegungsstörungen/-einschränkungen (lindern von Schmerzen)
- chronische Verspannungen
- Atemwegbeschwerden
- Erkrankungen des Verdauungsapparates
- Störungen des Nervensystems
- Durchblutungsstörungen
- neurologische Störungen
- Hautprobleme (Cellulite; Haut wird straffer)
- erhöhte psychische/physische Überbelastung
Außerdem sorgen geschmeidige Faszien für eine gute Haltung, Fitness sowie eine knackige Figur, was sich auch auf das Selbstbewusstsein auswirkt.